Barock trifft Charity

Frankfurt – Gleichermaßen unterhaltsam wie lehrreich verwirklichte der Lions Club Frankfurt Cosmopolitan am vergangenen Sonntag eine Benefizveranstaltung unter dem Motto „Barock in Musik und Architektur“ in der St. Gallus-Kirche. Moderatorin Karin Ludwig, selbst Lions-Mitglied, und das Ensemble „Il Canto delle Muse“ sowie die Sopranistin Simone Schwark brachten den 120 gekommenen Gästen diese faszinierende Stil- und Kunstepoche näher.

Dass der Name Barock von unregelmäßig geformten Perlen herstammt, war Teil eines Vortrags von Karin Ludwig, die federführend mit der Violinistin Hongxia Chi das kurzweilige Programm erarbeitet hatte. Und das war mehr als anspruchsvoll, denn die Anfänge der Kunstepoche in Italien erstrecken sich über ganz Europa vom Jahr 1575 bis ungefähr 1770.

Ansporn für die Veranstalter war und ist das Projekt „Schulfit im Gallus“, welches die „Lions Cosmopolitans“ unterstützen. Kindern aus sozial schwachen Familien wird so der Einstieg in die Schule erleichtert. Auch Sprachförderung gehört dazu.

Karin Ludwig vermochte beides – Projekt und Kunstanliegen – mit sehr lebensnahen Metaphern zu untermalen. Von Antonio Vivaldi erfuhr der Zuhörer dergestalt, dass er neben seinen bekannten Leistungen Kapellmeister eines Hospitalorchesters war. Für manchen der Gäste war sicher auch neu zu erfahren, dass in Italien Barock und wohltätige Zwecke eng miteinander verbunden waren.

Gedanklich konnte man erfassen, dass nicht umsonst in den Räumen der damaligen Sakralgebäude „Säulen in den Himmel wuchsen“, wie Karin Ludwig vortrug. Raum und Licht umgaben nach deren Worten die Skulpturen, wohl am besten bei Gian Lorenzo Bernini und in Rom am Petersdom zu sehen.

So eingestimmt, konnte man in den Musikstücken von Georg Friedrich Händel, Andrea Falconieri, Dario Castello und Claudio Monteverdi den globalen Geist der damaligen Kunstschaffenden erfahren und ihn nachspüren. Umso interessanter, dass Hongxin Cui („erste Geige“) und Fan Li als Chinesinnen die frischen Violinen-Stimmen verkörperten. Glänzend am Cello auch Johannes Berger und Roxana Neacsu am Cembalo.

Das seit Hochschulzeiten in Frankfurt und dem Studium der alten Musik gut aufeinander eingespielte Kammerensemble interpretierte das Liedrepertoire für den modernen Geschmack. Simone Schwark, deren Sopranstimme zurecht als „fast vibratolos und klar“ bezeichnet werden dürfte, brachte vorweihnachtliche Stimmung – vor allem mit Monteverdis „Laudate Dominum“ – in den Kirchensaal.

Die Zeitreise durch den Barock kulminierte in Deutschland mit Heinrich Ignaz Bibers „Rosenkranz Sonate“ und endete schließlich mit der Suite Nr. 22 „Air“ von Johann Sebastian Bach. In der Goethe-Stadt Frankfurt wird sie sicherlich ebenso wohl bekannt aufgenommen worden sein wie der dargebotene, prima abgestimmte Kunstvortrag.
Dass Johann Wolfgang Goethe seine Italienreise erst im Anschluss an die Barock-Blütezeit unternahm, dürfte man neuerdings nicht als Hemmnis für das Wiederaufleben von Barockmusik auffassen. Markus Arndt, Vorsitzender des Lions Club Cosmopolitan brachte es auf den Punkt, dass dem gesamten Team ein „wunderbarer Abend“ gelungen sei. Dem Ensemble „Il Canto delle Muse“ war überdies Werbung für die „metallen klingende“ Schönheit der damaligen Musik gelungen.